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Vietnam 2013 – Von Hanoi zu den Wasserdrachen in der Halong Bay

2011/ 2012 sind wir ausgezogen um die Welt für uns zu entdecken und so führte unsere Reise im vergangenen Jahr von Neuseeland und Australien auch quer durch Südostasien. Fest auf unserem damaligen Plan stand eigentlich auch Vietnam. Aber je länger wir im vergangenen Jahr reisten um so mehr gaben wir uns der Entschleunigung hin. Wir lernten so tiefere Einblicke in Kultur und Menschen zu bekommen, und wir durften Erfahrungen sammeln, die wir in keinem Reiseführer fanden. So entschieden wir uns damals (wohlwissend es nachzuholen) Vietnam aus Zeitmangel auszulassen.

Fast genau ein Jahr später stiegen wir nun wieder in den Flieger und machten uns auf eine Reise zu vollenden, die wir im letzten Jahr begonnen haben. Wir sind keine guten Reiseplaner – bis auf Beginn und (ungefähres) Ende unserer Reise ist es jedes mal unser größtes Ziel die planerische Leere dazwischen mit spontanem Leben zu füllen. Und so ließen wir uns von allem treiben und lenken was uns dort umgab.

Jeder, der uns etwas über Vietnam zu erzählen hatte, warnte uns vor Abzocke und sehr abenteuerlichen Geschichten was den öffentlichen Verkehr anging. Das wird schon. Als wir unseren ersten Schritt aus dem Flughafen von Hanoi traten, hatten wir unsere erste „Konfrontation“ mit der Einreisebehörde hinter uns, die auf einmal ganz andere Visapreise für uns parat hatte. Mit etwas Geduld und Sitzfleisch hatten wir am Ende zumindest fast den selben Preis für unser Visum zahlen dürfen wir unsere Mitreisenden.

Hanoi selbst begeisterte uns aber schon von der ersten Sekunde mit dem ganz normalen Wahnsinn. Es knattert überall, was nur noch vom ständigen hupen der hunderten tausenden millionen Mopeds übertönt wird. Ein ständiges Gewusel wie inmitten eines riesigen Ameisenhaufens – jeder fährt jedem hinterher, sucht sich seine Lücke und hat dabei schon ganz vergessen, dass es zu Fuß viel schneller gewesen wäre. Auf die Lücke zum überqueren der Straße zu warten kann man sich getrost sparen: Augen entgegen der Fahrtrichtung und Hand an’s Herz heißt die Devise – eine Vorgehensweise, an die man sich schnell gewöhnt und schnell in Fleisch und Blut übergeht.

Auch wenn man auf den ersten Blick meinen könnte alles sei planlos – es ist ein System welches anders ist als wir es kennen – dort aber funktioniert. Wir haben einen ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt von Hanoi gemacht und in jeder Straße gab es immer nur eine Warengruppe zu kaufen. Eine Straße in der alle nur Kochtöpfe verkauften, eine, in der nur Plüschtiere zu erwerben waren eine in der es überall funkte und blitze, weil in der ganzen Straße nur Zaunelemente aus Stahl gefertigt wurden. Nichts geschieht hier hinter verschlossenen Türen, alles passiert auf der Straße – ob das Huhn nun seinen Kopf verliert, oder der der kleine Junge seine Hausaufgaben macht.

Getrieben vom Hunger hielten wir irgendwann Ausschau nach einer Garküche. Volltreffer, in einer dieser dunklen Seitengassen fanden wir für jedes einheimische Gericht gleich einen Stand. Ganz dem Grundsatz folgend, je weniger Speisen auf dem Menü stehen, umso besser wird das Gericht sein, nahmen wir auf winzigen Plastikstühlen mit Ausblick auf patinabelegte und von Holz befeuerten Kochtöpfen platz. Pho Bo – eigentlich nur eine Nudelsuppe mit Rindfleisch – aber durch die Art der Zubereitung unglaublich lecker, hat uns unsere ganze Reise lang verfolgt und versorgt.

Wir machten uns von Hanoi auf den Weg in die Halong Bucht. Unser Bus war kein Bus, wir glaubten fest an sein verstecktes Talent als Rennfahrer oder Stuntfahrer. Zumindest wird einem auf Schumachers Beifahrersitzt wahrscheinlich ähnlich schlecht. Je länger wir fuhren um so mehr erkannten wir hinter dem sehr waghalsigem Fahrmanövern einfach nur den Geschäftssinn des Busfahrers. Da gleichzeitig mehrere Busse diese oder eine ähnliche Route fuhren, kostete jeder verpasste Passagier Geld. Aufgesammelt wurde jeder weitere Passagier nicht etwa von definierten Bushaltestellen – nein, der Assistent des Busfahrers quatschte wirklich jeden an, den er sehen konnte. Wir verstanden nicht was er sagte, aber es klang sehr oft nach einem betteln, ob wildfremde sich nicht ganz spontan vorstellen könnten 200km in Fahrtrichtung China mitzukommen. Klar doch! 🙂

Für jeden der denkt Vietnam ist immer warm und sonnig, den müssen wir leider enttäuschen, wir erreichten die Halong Bay bei gefühlten 10 m Sicht wegen Nebels und verkrochen uns in unseren Windjacken. Am nächsten morgen starrten wir mit offenen Mündern auf einen Hafen und merkten welche Dimension der Tourismus hier bereits angenommen hatte. Dachten wir in Hanoi wären viele Mopeds unterwegs konnte man sich hier das Pendant auf dem Wasser ansehen. Zum Glück fanden wir unser Boot. Als wir ablegten stachen wir in die noch immer sehr neblige See. Es hatte tatsächlich etwas mystisches nach und nach den aus dem Nebel hervortretenden Drachen immer wieder aus dem Wasser steigen zu sehen. Wir hörten von der Geschichte eines Drachens, der sich wie eine Schlange durch das Wasser schlängelte und die erstarrten Überreste sind die heute sichtbaren Karststeinfelsen, die unregelmäßig aus dem Wasser ragen und dieses Bild mit etwas Phantasie tatsächlich erfüllen können.

Comments
Huong Giang Nguyen

Bezaubernd- schöne Darstellung!
Für all diejenigen,die beabsichtigen Vietnam zu besuchen.. eine wunderbare Einführung in dieses exotische Land.

Wirklich Tolle Bilder und danke für’s zeigen ! Sehr interessantes Land 🙂

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