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This is Uganda (1/2) – 2.500 km mit Jeep & Zelt durchs Land

Wie jedes Jahr im Winter sitzen wir vor dem Globus und lassen uns von fernen Ländern anziehen. Landet unser Finger mehr als einmal auf einem Teil der Erde, rennt Anne förmlich los und kauft für dieses Land alles an Reiseführern was nur möglich ist. Unser Bücherregal quilt schon über mit Lonley Planet´s und sonstigem Reise know how. Diesmal landete der Finger auf Uganda und der Gedanke dort hin zu reisen, ließ uns nicht mehr los und verfolgte uns in unseren Träumen.  Uganda ist nicht gerade Mallorca was die Anzahl an Reiseführern angeht. Wir inhalierten jede Auskunft anderer, lasen online-Berichte und machten uns schlau im Reiseführer. Gut, dass wir sechs Wochen Vorlauf zur Reiseplanung hatten, so konnten wir uns jede Woche die vielen Impfungen spritzen lassen, die man als Europäer in diesem Teil Afrikas so empfohlen bekommt.

Angekommen in Uganda.

Wir landen in Entebbe, dem internationalen Flughafen in der Nähe der Hauptstadt Kampala, direkt am größten See der Welt – dem Lake Victoria. Nebenbei sei erwähnt, wir sind dem Äquator verdammt nahe – und das merkt man sofort an der freundlich schwül warmen Backpfeife, wenn man den Flieger verlässt. Wir betreten zum zweiten Mal den afrikanischen Kontinent und zum ersten mal Uganda –  die  „Perle Afrikas“, wie Winston Churchill das Land taufte. Man empfängt uns lächelnd, wenn auch mit AK-47 im Anschlag. Irgendwie fällt uns sofort auf, das man sich auf alles was jetzt kommt nicht wirklich vorbereiten konnte. Klar steht im Reiseführer alles mögliche von tollen Ausflugszielen, Währungskursen, topografischen Besonderheiten usw., aber das Gefühl aus dem Flieger zu treten und zum ersten mal in seinem Leben der „einzige“ mit heller Haut zu sein ist neu für uns. Erst etwas beklemmend, aber je mehr der Kontakt zu den Menschen entsteht, um so schneller realisieren wir, die Grenze sind nicht „die Anderen“ – es ist der eigene Kopf. Wir werden überall freundlich begrüßt und mit Interesse empfangen und innerhalb kürzester Zeit schwindet unser Gefühl von Beklommenheit und weicht dem erwidern jenen Interesses füreinander. Sonnenbrand und blaue Flecken auf der Haut kennt man hier nicht, es wird fleißig an uns herum gedrückt, angefasst und bestaunt und führt uns mehr zusammen. Das Englisch der Ugander ist unfassbar gut und der Austausch kein Problem – im Sinne der Völkerverständigung wenigstens etwas gutes, das dieses Land bis 1962 britische Kolonie war. In den entlegensten Dörfern sprechen uns Kinder ganz höflich auf englisch an und wir lernen viel über ihr Leben und sie über unseres. Wir fühlen uns irgendwie in der Zeit zurück versetzt und werden aber erst in den nächsten Wochen unserer Reise feststellen warum.

Wohin das Auge reicht sehen wir in den Städten bunt angestrichene Häuser „verziert“ mit den scheinbar wichtigsten Marken des Landes: diverse Handyanbieter! „tausche graue kaputte Wand gegen Werbefläche“ lautet wohl die Devise und so scheint man für die kostenfreie Instandsetzung der Fassade gern in Kauf zu nehmen, dass der Inhalt nicht mehr unbedingt dem eigenen Geschmack entsprechen muss. Welchen Stellenwert das Handy (nicht Smartphone) bei den Ugandern einnimmt, merken wir daran, dass sich bei ihnen sogar Zahlungssysteme per Mobiltelefon durchsetzen konnten und so können wir immer wieder beobachten, wie via sms mal eben der Einkauf am Obststand bezahlt wird.

Es qualmt am Straßenrand, jeder verkauft seine Mahlzeiten für wenige EURO-Cent – für uns gibt es gegrillten Mais, Rollegs, Chapati, Fleischspieße &  geräucherten Fisch. Matoke, das Hauptgericht (warmer Banenbrei) mit Süßkartoffel, Reis & Wurzelgewächsen, finden wir in allen kleinen Restaurants. Überall gibt es Coca-Cola, aber niemand kennt McDonalds. Kinder laufen spielend mit Reifen und Stock neben uns her und rufen Mzungu, Mzungu. Später erfahren wir, dass dies der Suaheli-Begriff für uns Weiße ist. Mittlerweile ist dies auch unser zweiter Name geworden und wir fühlen uns (nicht negativ) angesprochen, wenn wir über den Markt gehen und Obst kaufen. Wir fallen auf mit unserer weißen Haut, viele Reisende treffen wir zu dieser Zeit nicht. Aber es ist eher als wären wir besonders – nicht anders. Ein Land das auf dem Stand ist, wie wir um 1940 – es gibt keine Waschmaschinen, in der Schule wird mit dem Stock erzogen. Dennoch kennen viele Ugander Facebook und es werden oft email-adressen und Facebook-accounts ausgetauscht.

Die „Straßen“ gleichen roten, huckeligen Staubpisten im Niemandsland. Mit unserem Jeep durchqueren wir Steppe und Berge, fahren vorbei an Wasserfällen und Seen. Je tiefer wir in das Land eintauchen, um so mehr verlieben wir uns. In die Ursprünglichkeit, die Freundlichkeit, die Natur, Tiervielfalt und vor allem in die Menschen. Keiner hält die Hand auf – man wird eher zum Essen eingeladen. Auch wenn wenn unsere Köpfe abends im Zelt das grübeln anfangen und Bilder von Kindern in zerschlissener Kleidung uns traurig machen, so funktioniert doch die Welt da unten und jeder scheint glücklich lächelnd & interessiert. Ein Fahrrad ist wertvoller Besitz in einigen Familien und wenn man so eines besitzt, wird es gleich von 5 Kindern gefahren, um den kilometerlangen Weg zur Schule nicht laufen zu müssen. Kinderräder und Spielsachen sehen wir nicht, indische Herrenräder und alltägliche Gebrauchsgegenstände halten als Luxus-Fortbewegungsmittel und fürs spielen her.

Wir verbringen 2.100 km auf Ugandas roten Staubpisten und können manchmal nicht schneller als Schrittgeschwindikeit fahren, denn Schlaglöcher oder kreuzende Rinder nehmen uns den Fahrtwind. Jeden Abend schlagen wir unser Zelt an einem anderen Ort auf – die Temperaturen in der Nacht schwanken zwischen 5 und 28 Grad – und an dieser Stelle erwähnen wir es gern noch einmal – wir sind am Äquator. Die Aussicht aus unserem – zum Glück moskitosicheren – Zelt wechselt von saftig grünem Gras und Seenlandschaft bis zu trockener Savannenebene. Wir teilen unseren Campground mit Warzenschweinen, Nilpferden und Antilopen. Nach den ersten Nächten gewöhnen wir uns an die gefährlich nahe klingenden Grunzgeräusche der Nilpferde. Wir haben gelernt das wir sie nicht fürchten müssen, obwohl uns nur die 2mm starken Zeltwände vor so ein 3 Tonnen Hippo schützen. Passt schon. Elefanten bewegen sich übrigens so leise in der Nacht, dass wir sie nicht einmal wahrnehmen, so finden wir morgen unmittelbar vor unserem Zelt ihre Hinterlassenschaften.

Wir besuchen in knapp 3 Wochen 4 Nationalparks, darunter den Murchinsonfall NP, Queen-Elisabeth NP, Bwindi NP und den Lake Mburo NP. Jeder von diesen kann mit seiner Einzigartigkeit an Tieren und Landschaft beeindrucken. Wir beobachten Giraffen, Elefantenherden, Zebras, Krokodile, Büffel und Antilopen en masse und sogar eine Löwenfamilie. Affen, Nilpferde, Warzenschweine, besondere Vogelarten gehören hier zum alltäglichen Brot wie bei uns Kaninchen und Tauben. 🙂

Um das Tier zu sehen, weshalb wohl alle Touristen nach Uganda reisen – der Berggorilla – ist neben der besonderen Kultur und den Menschen DAS Highlight der Reise. Aber darüber folgt ein weiterer Beitrag Ende der Woche. 🙂

Comments

Wow…
Ein sooo traumhaftes Video und soooo wundervolle Bilder…ich bekomme richtige Herzschmerzen vor Fernweh…amazing!

supergeil!!!! bitte mehr von solchen reisedokus!

ich liebe sowas. sie zeigen das richtige leben, charakterstische gesichter und mehr emotion als sontwas. wirklich hut ab!

einzig alleine die riesenmenge an bildern stört. die besten 20 oder 30 hätten es auch getan, ich finde dass die prunkstücke zwischen den eben nicht so guten bildern untergehen!

gruss

Hallo Anne,

sagt mal verkauft ihr auch DVDs? 🙂

Lieben Gruß, wir sind Fans von euch,
Julia und Daniel

tolle Fotos, tolle Farbgebung. Insbesondere die Luftaufnahmen sind beeindruckend. Wäre dieses Jahr eigentlich auch in Uganda gewesen, musste aber leider kurzfristig absagen. Bei euren Eindrücken tut das aktuell noch ein wenig mehr weh:). Also nächstes Jahr.. Bin gespannt auf den 2. Teil

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