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Vietnam 2013 – mit dem Motorrad durch’s Hochland und zurück ans Meer
Von Hoi An machten wir uns auf den Weg nach Nha Trang. Von hier ging es direkt weiter per Motorrad ins Hochland nach Đà Lạt und am nächsten Tag weiter nach Mũi Né.
Aber noch mal einen Schritt zurück: lange bevor wir in den Flieger nach Vietnam stiegen, hatten wir ein Bild im Kopf. Wir wollten das Land selbst per Auto oder Motorrad bereisen. Leider fanden wir nach einiger Recherche heraus, dass keine ausländischen Führerscheine akzeptiert werden und unsere Idee fiel. Oftmals werden einem Autos zusammen mit Fahrern angeboten, was für uns aber keine wirkliche Alternative war.
Je weiter wir gen Süden kamen, um so öfter begegneten wir Werbetafeln mit der Aufschrift „Easy Rider“ und nach kurzer Zeit fanden wir heraus, dass hinter diesem Begriff kein einzelnes Unternehmen steckt ,sondern viel mehr ein Schlagwort für geführte Touren. Diese kann man entweder als Sozius eines vietnamesischen Fahrers begleiten, oder aber mit geliehenem Motorrad dem Easy Rider folgen. Endlich eine ersehnte Alternative um unsere Route und das Tempo selbst zu bestimmen.
Unser Easy Rider hieß Thuan, ein 30 jähriger Vietnamese. Schon erstaunlich, mit wie viel Geschick er unser Gepäck auf den Motorrädern befestigte. Noch schnell zum Luft aufpumpen, um den Reifendruck unserer europäischen Gewichtsklasse anzupassen und los ging’s. Zum ersten Mal waren die Temperaturen angenehm warm und die Sonne setzte sich gegen den Regen durch, perfekt für unsere anstehende Tour.
Auf dem Weg hinaus in die Stadt, nahmen wir noch eine weitere Pagode mit (es sollte aber nun auch die letzte sein), dann fuhren wir in die Berge. Es war noch entspannter und schöner als auf unseren Rollertouren zuvor, denn  es war dieses Mal ein Motorrad, auf dem man wirklich gut sitzen konnte und an dem sogar fast alles funktionierte – naja – zumindest bis auf Scheinwerfer, Blinker, Bremslicht und Elektrostarter.
Wir hielten an, pflückten und kosteten Zuckerohr. Weiter hoch, in den Bergen gelegen, hielten wir an einem Dorf ethnischer Minderheiten. Kinder stupsten sich gegenseitig an und deuteten neugierig und kichernd auf uns. Andere trauten sich „hello“ zu sagen und quittierten unsere Antwort darauf meist auch mit einem lachen. Wir spazierten durch die einfache Dorfsiedlung, die nur von Kindern bewohnt war, so schien es. Die Eltern waren arbeiteten wohl alle auf dem Feld, so bekamen wir fast nur spielende Kinder zu sehen, die sich in Scharen sammelten und uns beäugten. Als Björn mit ihnen in den Fluss sprang, machten alle große Augen. Einige Erwachsene hielten sogar mit dem Moped an, um das Plansch-Schauspiel zwischen Björn und den Kindern zu verfolgen. 🙂
Wir setzten unsere Fahrt nach Đà Lạt fort und waren mittlerweile auf einer Höhe von 1.500 m angekommen. Verdammt – hatten wir uns gerade vor der Fahrt noch darüber gefreut, Sonne tanken zu können – spürten wir inzwischen trotz Fahrtwind, wie die nackten Beine und Oberarme inzwischen vor sich hin brutzelten. Der erste sommerliche Tag in Vietnam und wir vergessen natürlich Sonnencreme aufzutragen. Also gut – bei nun schweißtreibenden Temperaturen schnell rein in die lange Kleidung.
Wir hielten immer wieder zwischendurch an, um wunderschöne Ausblicke zu genießen und kamen zum Sonnenuntergang in Đà Lạt an. Wie passend das Wochenende war und somit der große Night Market in der Stadt aufgebaut wurde. Wir schnappten uns die Kamera und drängten uns mit der Menschenmasse an den Ständen entlang. Es gab viel zu probieren und zu sehen.
Leider wurden wir nun (je mehr wir in den Süden kamen) auch mit der traurigen Geschichte Vietnams konfrontiert. Wir begegneten zum ersten mal einem Agent-Orange-Opfer. Der völlig missgebildete Körper eines Mannes in unserem Alter, saß bettelnd und nur leicht bekleidet in der Menschenmenge. Wir geben gewöhnlich kein Geld, wenn jemand uns die Hand offen entgegen streckt, vor allem nicht Kindern. Zu sehr verändert man die Verhaltensweisen durch das geben von Geld. Diesmal jedoch war uns klar, dass diese Opfer schlichtweg keine andere Möglichkeit haben als ihr Geld durch betteln zu verdienen und wir entschieden uns ihm etwas zu geben. Der schwere Kloß im Hals und das unruhige und mitfühlende Bauchgefühl war seitdem öfter unser Begleiter.
Am frühen Morgen brachen wir für die lange Schlussetappe nach Mũi Né auf. Immer wieder stoppten wir zwischendurch, um unseren Sonnenbrand und die Popo-Muskeln zu entspannen – natürlich aber mit dem schönen Nebeneffekt alles mögliche zu sehen. Einen Wasserfall, Kaffeeplantagen und eine der vielen Wiesel-Kaffe Produktionsstätten. Wir waren immer die einzigen Besucher und das machte den ganzen Trip so angenehm. Der Kaffee ist neben dem Reis in Vietnam das höchste Export-Gut und so hielten wir in einem Café um eine Tasse zu genießen. Neben den bakannten Arabica und Robusta Sorten wird hier einer der teuersten Sorten der Welt produziert, der Wiesel-Kaffee. Dieser frisst die Kaffeebohne welche noch vom Fruchtfleisch eingehüllt ist und scheidet die reine Bohne wieder aus. Danach wird die Bohne geröstet, gemahlen und ganz normal aufgegossen. Irgendwie beklemmend zu sehen wie die ie süßen, kleinen Wiesel direkt unter dem Café in viel zu engen Käfigen gehalten werden. Auf den Genuss dieses Kaffees haben wir deshalb gern verzichtet und eine normalen Kaffee geordert, das wollten wir nicht unterstützen.
In Mui Ne angekommen, dem Pauschalparadies für viele Ost Europäer (man liest nur noch kyrillisch), kümmerten wir uns gleich um eine Weiterfahrt nach Hoh Chi Minh City (Saigon). Kaputt, verbrannt und glücklich von unserer Motorradtour und zurückgelegten 350 km vielen wir ins Bett und schliefen sofort ein…

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